Werner Walcker-Mayer (1923-2000)

Werner Walcker-Mayer (01.02.1923-2001)

Durch seine Initiative wurde die Walcker-Stiftung ins Leben gerufen.
W. Walcker-Mayer hat 42 Walcker Hausmittelungen publiziert, die in diesen Internet-Seiten neu vorgestellt werden. Ebenfalls soll sein Buch " Die römische Orgel von Aquincum" und sein Spieltischbuch in Auszügen hier vorgestellt werden. Es soll auch sein Beitrag " Orgelbau und Orgelmusik in Russland" hier einer größeren Leserschaft vorgestellt werden.

Biografie und Schriftenverzeichnis


Werner Walcker-Mayer: Biographie und Schriftenverzeichnis

Werner Walcker-Mayer wurde am l. Februar 1923 in Ludwigsburg geboren. Von 1939 bis 1942 machte er in der renommierten Orgelbauwerkstatt Wilhelm Sauer (Frankfurt an der Oder) die Orgelbauerlehre. Nach Arbeits- und Militärdienst übernahm er im Mai 1945 die Werksleitung des Familienbetriebes E.F. Walcker & Cie. • Orgelbau in Ludwigsburg, dem damals sein Großvater, Dr. h. c. Oskar Walcker, vorstand.

1947 erlangte Walcker den Meisterbrief, und 1948 - nach dem Tod von Oscar Walcker - übernahm er in fünfter Generation die Orgelbauwerkstatt, die 1780 Johann Eberhard Walcker gegründet hatte. 1953 wurde er zum vereidigten Gerichtssachverständigen für Orgelbau bestellt. 1957 gründete er eine Schwesterfirma in Guntramsdorf (Österreich).

Um der seit jeher bestehenden Verbindung von Wissenschaft und Orgelbau, von Theorie und Praxis eine kontinuierliche und effiziente Basis zu geben, rief Walcker 1965 die Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung ins Leben, die seitdem regelmäßig Colloquien zu musikwissenschaftlichen und insbesondere organologischen Themen durchführt. Außerdem hat die Stiftung zahlreiche Stipendien zur orgelwissenschaftlichen Grundlagenforschung vergeben, deren Resultate der Orgelwissenschaft zu wichtigen Erkenntnissen verhalf.

Mit der Gründung der Musikwissenschaftlichen Verlagsgesellschaft im Jahre 1967 legte Walcker einen weiteren Grundstein zur Verbreitung wissenschaftlicher Forschung und ihrer Ergebnisse. Schon bald genossen sowohl die Stiftung als auch die Verlagspublikationen internationales Renomee; heute zählen sie zu den wesentlichen Komponenten der Orgelwelt. Auch die umfangreichen Walcker-Hausmitteilungen, die von 1949 bis 1967 erstmals von Walcker herausgeben wurden und seit 1992 erneut publiziert werden, bilden ein wichtiges Orgelinformationsforum.. Denn neben der anschaulichen Darlegung der eigenen Arbeit enthalten die Hausmitteilungen zahlreiche Beiträge zu allgemeinen künstlerischen, spieltechnischen und musikalischen Themen.

Aber ist nicht nur die wissenschaftliche und publizistische Förderung organologischer Fragestellungen, die den gewichtigen Teil seiner Tätigkeit ausmacht; im Zentrum der persönlichen Arbeit Walckers steht das einzelne Instrument, das stets individuelle und neue Zugangsweisen verlangt. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob es sich um ein neues Opus oder um die Restaurierung eines bereits existierenden handelt. Besonders deutlich hat Walcker dieses Interesse bei der Rekonstruktion der römischen Orgel von Aquincum demonstriert. Für seine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. stammenden Instrument und den daraus gewonnenen historischen und technischen Ergebnissen verlieh ihm die Albert-Ludwig- Universität Freiburg i. Br. 1980 den Ehrendoktortitel.

Unter der Leitung von Werner WaIcker-Mayer sindüber 3000 Orgeln für das In- und Ausland gebaut worden. Darunter befinden sich zahlreiche einzigartige Instrumente wie der Neubau der Freiburger Praetorius-Orgel, die fahrbare Orgel für die Peterskirche in Rom, die erste Orgel in einem buddhistischen Tempel (Tokio), Orgeln im Ulmer Münster und im Konzertsaal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die avantgardistischen Orgeln in St. Peter in Sinzig und im Großen Saal des Fryderyka-Chopina-Konservatoriums in Warschau.

Zu den bedeutensten Orgelrestaurierungen, die Walcker durchgeführt hat, zählen die Konzertorgel der Firma Wurlitzer in Berlin, die Orgel in St. Paul in Strasbourg, die Orgel im Zagreber Dom, die Orgel im Kloster Guadalupe (Provinz Caceres, Spanien).

Schriftenverzeichnis (Auswahl)


Die Gestaltung des Orgeltisches, 1968

Die römische Orgel von Aquincum, 1970 [auch als englischsprachige Ausgabe].

Die Orgel der Reger-Zeit (1974)

Walcker-Orgeln in Polen, in: Organy i Muzyka Organowa, Band V, Gdansk 1984, S. 119-138.

Grundlagen des heutigen Orgelbaus, in: WaIcker-Hausmitteilungen Nr. 43(1992), S. 22-35.

Vision über eine Orgel, in: WaIcker-Hausmitteilungen Nr. 44 (1992), S. 5-9.

Orgelbau im Wandel [Gespräch mit Hans-Heinrich Raab], in: WaIcker-Hausmitteilungen Nr. 44 (1992), S. 17-27.

Orgelbau Angster, Pecs/Ungam, in: WaIcker-Hausmitteilungen Nr. 45(1993), S. 13-16.

Diashow aus Hausmitteilung 36 Aug.1966

89 Jahre Werner Walcker-Mayer

Also Sohn von Hildegard, einer Tochter Oscar Walckers, geboren am 1.2.1923 erblickte Werner Walcker das Licht der Welt in einer Zeit der permanenten Wandlungen. Seine Orgelbaulehre absolvierte er bei der Firma Sauer in Frankfurt/Oder. Im Letzten Kriegsjahr wurde er als 21jähriger Gefreiter eingezogen und kam verletzt aus den Kriegswirren zurück nach Ludwigsburg.
Von Oscar Walcker wurde Werner zielstrebig zum Nachfolger des Ludwigsburger Orgelbetriebes ausgebildet. Oscar übergab kurz vor seinem Tod dem 25jährigem Enkel Werner alle erforderlichen Vollmachten für die Betriebsleitung.
Mit den komplett erhaltenen Orgelwerkstätten in Ludwigsburg und Murrhardt, wohin nun nach und nach die alten Meister, Gesellen und Sachbearbeiter aus dem Krieg zurück kehrten, gelang es Werner Walcker rasch an die Erfolge Walckers vor dem Krieg wieder anzuknüpfen und den Auftragsbestand systematisch zu vergrößern. Auf langer und ausgedehnter Südamerikareise konnte er auch mit Aufträgen aus diesen Ländern den Orgelbau bereichern, alte und neue Vertreter für sich gewinnen.
Der Logik der Wiederaufbaujahre und der neukonstituierten Orgelbewegung jedoch konnte sich Werner Walcker-Mayer kaum entziehen. Dennoch hat er früh erkannte, dass in der Orgelromantik wertvolle Schätze enthalten sind, die durch den damals gegenwärtigen Orgelmusikbetrieb (z.B. Walcha) nicht honoriert wurden. Dies veranlasste ihn H.J. Moser zu dem Buch "Orgelromantik" zu bewegen.
Sein Interesse an Moderner Orgelmusik und deren intellektueller Aufarbeitung führte zur Walckerstiftung und zu enger Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftler Hans Heinrich Eggebrecht.
Der Fabrikorgelbau der 60er Jahre, der in Ludwigsburg teilweise zu einer serienmäßigen Fertigung von Positiven und Kleinorgeln führte, hat ohne Zweifel künstlerische Einbußen im Orgelbau der damaligen Zeit und natürlich besonders dem Orgelbau Walcker gekostet. Jedoch darf man nicht übersehen, dass viele Gemeinden ohne ein solches Angebot zu elektronischen Ersatzinstrumenten gegriffen hätten. Die Zeitumstände haben hier andere Formen diktiert, als es heute der Fall ist. Aber schon hundert Jahre vorher gab es bei Walcker Serienorgelbau. Das war weder Eberhard Friedrich noch seinen Söhnen, noch Oscar Walcker ein Fremdwort.
Den Weg der Geschichte mit dem eigenen individuellen Weg zu synchronisieren muss beinahe als Aufgabenstellung eines künstlerisch interessierten Menschen gesehen werden, und so gesehen, war der Orgelbau Werner Walcker-Mayers ein großer Erfolg.
Gerhard Walcker-Mayer 1.2.2012