Die Walcker-Kleinorgel 1940-1974

Walcker-Kleinorgeln 1940-1974

Mit diesem Artikel wollen wir eine Übersicht über die viel- oder einfältigen Entwicklungen der Walcker-Kleinorgeln im Zeitfenster 1940-1974 dokumentieren. Hierzu gibt es sehr viele Anfragen bei uns, welche im Vorfeld über diesen Text und die nachfolgenden Bilder geklärt werden können. (kompletter Artikel mit Bildern der Orgeln als PDF [1260 KB] )
Das Positiv war die Grundidee der 1950er und 1960er Jahre und selbst große Orgeln hatten "Positiv-Seele" mit zugeschnürter Mensur. Die Deutschen waren vorübergehend vom "Großen" (Faust:Unendlicher Raum und Ewigkeit) geheilt und widmeten sich vermehrt dem "Kleinen". Heute sind sie bekanntlich beim "Mikroskopischen", dem Digitalen angekommen.
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1) Bevor die mechanischen Positive das Licht der Serienwelt erblickt haben, standen die von Oscar Walcker bevorzugten "Walcker-Kleinorgeln" als Serie im Vordergrund. Diese Orgeln waren auf Multiplexsystem aufgebaute Kastenladen-Orgeln, mit 2-4 Pfeifenreihen, woraus 12-40 Register gezogen wurden. Die Gestaltungen waren vielfältig, oft mit freistehendem Spieltisch. Sie wurde weltweit geliefert und funktionieren in Argentinien, Costa Rica, Mexico und in deutschen Heimen. Mensurgestalter waren Mahrenholz, Jahnn, Oscar Walcker Wir bezeichnen Sie hier schlicht mit "Unitorgel". Es sind über 220 Orgeln gebaut worden.

2) Der nächste Serientyp ist das WALCKER-POSITIV, ein mechanisches Schleifladenpositiv, das vor 1950 rund 50 mal gebaut wurde und von dem ich drei Resonanzen habe, die überdurchschnittlich positiv sind. (Mensuren Mahrenholz, Gestalt Supper)

3) Die Industrie-Serie beginnt mit einem bescheidenen klavierähnlichem Instrument, das im Werkstattjargon schlicht und einfach "AMI-Positiv" hieß. Grund waren die rund 40 Bestellungen der amerikanischen Besatzung über ihre Lager in Stuttgart und Frankfurt. Auch hiervon gibt es zwei Rückmeldungen aus Italien, die über das normale Lob hinausgehen. Die Fertigungszeitraum war zwischen 1950 und 1955.

4) zur gleichen Zeit wurden Serien mit Tretgebläse oder kleinen Eisenschmidt-Motoren der Reihe B-C-D g efertigt. Einmanualige Orgeln mit Bass-Diskant-Schleifen, die damit ein zweites Manual simulieren sollten. Diese Orgel sind heute gerne in niederen Wohnzimmern gesehen (Höhe 2.150mm). Meist hören wir von guter Funktion und der Größe entsprechendem Klang und, dass hin-und wieder ein Motor ersetzt werden muss. Von diesen Instrumenten sind in 5 Jahren rund 60 Stück gebaut worden.

5) Die ersten E-Positive (der Glanzserie der Walcker-Positive) waren zweimanualig mit fünfpfeifigen Mittelturm und angedachten Ohren. Von diesem Typ wurden in den 1950er Jahren rund 80 Stück und in der Folge und Weiterentwicklung weitere 220 Stück in den 60er Jahren gebaut.

6) Für größere Kleinorgeln wurden weitere Buchstabenfolgen K+J+N+O v erwendet und auch in geringerem Umfang "Serie" betrieben. Etwa 36 Stück mit changierenden Prospekten wie auf dem Bild gezeigt, wurden in den 50er Jahren gebaut. Eine etwas größere Serie von rund 50 Instrumenten stellt das F-Positiv dar.

7) Die größte Serie jedoch gab es mit den D-Positiven der 60er Jahre. Diese Instrumente haben sich aus den unter 4) beschriebenen Orgeln entwickelt. Von den Diözesen Essen und Köln wurden gleich komplette Sätze von 12-14 Stück auf einen Schlag bestellt. D-Positive wurden über 400mal gebaut.

8) Als Nachfolger, dieser etwas eintönig wirkenden Gestalt des Positiv D wurde das Positiv H konstruiert und rund 60 mal gebaut. Merkmale wie "geringe Höhe", "Flügeltüren zum decrescendo", "geringe Maße ganz allgemein", haben diese Orgel auch als Hausorgel (H) in Geltung gebracht. Das letzte Instrument (meines Wissens) ging 1986 nach Rodgau, von wo aus es nun seinen Weg nach Brasilien zu bahnen scheint.

9) Die zwei-dreimanualige Üborgel (leider auch mit H-Positiv in die Manufactur eingebracht und deswegen für die Statistik nicht klar deutbar) war für Schulen und übfreudige Organisten gedacht und gegen "elektronischen" Missbrauch der Ohren. Ich schätze nicht einmal 10 Instrumente wurden gefertigt.

Das Positiv A war und ist Standard auf dem "Wiener Zentralfriedhof", gewissermaßen ein Vorläufer der Truhenorgeln, aber weniger handlich.

gewalcker@t-online.de

Walcker-Kleinorgeln Bilder zum Text oben

1) Unitorgel mit elektr. Kastenlade 2) Walcker-Positiv 1940-1950 3) Ami-Positiv 4) Positive Typ B-C-D 50er Jahre 5) erste E-Positive 6) größeren Serienorgeln K, J, N, O
7) von den D-Positiven wurden über 400 Stück gefertigt 8) Das Positiv H wurde rund 60 mal gebaut 9) Üborgel H, 2-3 Manualen, Rankett unterm Pedal Sonderfertigung Pos"D" - Modell "Supper" 10) Positiv A ca.160 Stück gingen"vom Band" Positiv A mit Holzprospekt