Gedanken nach einer Reise in die USA

am Ende einer Reise

bei der diesjährigen Wartung in Toccoa wurde beschlossen, die nächsten Arbeiten mit einer weiterer Ausgestaltung zu verbinden, was zwei Mann erfordert. So werden wir also unsere Verbindungen in die USA intensivieren.

Nach 24 Stunden Rückreise aus den USA wieder am heimischen Schreibtisch, auf dem sich der Junk der Woche gesammelt hat. Dazu die Flut an digitalem Müll.
Alles vorgetragen hinter vorgehaltener Hand, als sei das Konsumieren noch die einzig erträgliche menschliche Existenzform. (Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zwei Wochen einen einzigen Satz in meiner Korrespondenz gefunden zu haben, der über das "Konsumieren" hinausgegangen sei.)
Was mich etwas betrübt ist, dass wir diese Besonderheiten schon ins personale Bewusstsein übernommen haben, ohne es noch ausdrücklich zu hinterfragen. Vergleichbar der Nutzung von iPad und Facebook. Dinge also, die beständig schärfsten Hinterfragungen unterworfen werden sollten.
Übrigens ein Verständigungsproblem zwischen den USA: das Essen, die Dicken und die Musik.
Man vermeint in den Staaten zu wissen, dass die Deutschen besser kochen, weniger dick sind und bessere Musik haben.
Nur die wenigsten USA-Amerikaner reflektieren und wissen, was in der Welt los ist. Die allerwenigsten haben aus dieser "Burger-Gershwin-Durchfall-Perspektive" überhaupt die Möglichkeit griffige Vergleiche mit anderen Ländern anzustellen.
Zum Beispiel weiß kaum ein US-Bürger, dass es in den USA nur temporäre Sozialhilfe gibt, die spätestens nach 12 Monaten eingestellt wird. Dann erhalten arbeitslose Bürger nur noch, wenn sie Glück haben, Lebensmittelgutscheine. Es gibt im ganzen Land Orte, Stadtteile, bei denen man aus Gründen der Unbezahlbarkeit, die Polizeikräfte auf 20 Prozent reduziert hat, und wo nur noch das verbrecherische Chaos regiert, ähnlich dem Mexico Citys. Auch das weiß man nicht, oder verdrängt es.
Während bei uns in Deutschland völlige Nebensächlichkeiten wie KT und Biosprit wochenlang an die Wand gesprüht werden, als sei dies der Nabel der Welt und dabei die Welt des 21.JH sich in Windeseile weiter dreht. Allein Arabien und Asien verändern die Vorgaben für Europa so grundsätzlich, dass sicherlich alle Kraft daran gesetzt werden muss, um die Ausrichtung vieler guter und interessanter Länder auf Deutschland auch morgen noch gewährt zu sehen.
Was erschütternd ist, immer wenn man die "Staaten" hautnah erlebt. Es ist die jämmerliche kulturelle Leistung in der Mitte des Volkes.
Bei Besuch eines Philharmonie-Konzertes, bei welchem der Dirigent vor Beginn des Konzertes, das anwesende Publikum mit den Händen deutete aufzustehen, um das Star-Spangled Banner (die Nationalhymne der USA) zu singen, wurde mir im weiteren Verlauf klar, was man dort unter "klassischer Musik" verstand. Es ist eine Art Junk-Music, mehr an leichter Filmmusik orientiert, als an Klassiker, einem sowieso unmöglichem Begriff. Und die eine solch "easy Diaet-Music" zuwege bringt, die kaum in schwere Ohren zu dringen vermag. Wenngleich man zugeben muss, dass in dem Moment, wo ein guter Jazzsolist das Heft in die Hand nimmt, die USA als Kulturnation immer noch überzeugen können. Vielleicht spielt sich das bei Rock, Pop, Heavy Metal und anderen Etagen- oder Welten ähnlich ab.
Aber wir haben hier auf mehrfacher Ebene Verständigungsprobleme zwischen USA und Kontinent.
Der ganze "pragmatische", "szientistische" und "fundamentalistische" Kram, der dort zwischen "Wendys, BestBuy und BaptistChurch" seine Runden zieht und wichtige intellektuelle Kräfte bindet, wird bei uns höchstens als blanke Nebensache abgehandelt, bevor man sich wieder beugt und die Juwelen aus den Kisten der Traditionen herausholt und auf den Tisch knallt. Die dann als Richtschnur für alles deutsche Denken und Handeln dient. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob wir "Wirtschaft" treiben oder "Kulturarbeit" leisten wollen.
Die historischen Bindungen und die Aufarbeitung der neueren Historie, sie sind das Element, das reine Gold, mit dem Deutschland bisher die Welt überzeugen konnte.
Und hier dürfen wir niemals Land verlieren. (gwm)