Registertasten aus 1910

Walcker-Registertasten aus 1910

Die hier besprochenen Registertasten wurden etwa von 1890 bis 1914 verrwendet in zwei grundsätzlich verschiedenen Größen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Farbgestaltung für rasche und angenehme Übersicht sorgen. So ist das I.Hauptmanual immer in weiß gehalten, das Pedal ist grün, das II.Manual rosa, dann III.Manual gelb. Bei den Koppeln werden zwei Farben eingesetzt. Links befinden sich die Baß-, rechts die Superkoppeln. Im Zentrum bewegt sich die Crescendo-Uhr exakt in den Zahlenstufungen, wie Register eingestellt sind.
Das Problem der Fertigung dieser Tasten hat mir ein Orgelbauer, der komplett alle Tasten neu erstellen musste geschildert. Ich glaube, dieses Beispiel zeigt, welche unvorhersehbaren Hürden oft in seltsamen Details vergraben liegen:
das thermoplastische Material habe ich mit bei Laukhuff gekauft. Alle Versuche, echtes Zelluloid zu bekommen waren vergeblich.
Ich habe mir in den jeweiligen Farben Plättchen mit entsprechender Übergröße schneiden lassen (ca. 2,0 mm), da Laukhuff keine ganzen Blöcke abgeben wollte. Bitte beachten Sie unbedingt, dass Sie sich reichlich mehr schicken lassen als Sie tatsächlich benötigen (Sie werden das zum Üben brauchen!). Ich habe damals etwa die doppelte Menge geordert.
Das Herstellen der Wippen ist sehr zeitaufwendig und erfordert viel Geschick und Geduld. Ich habe mir die Grundkörper aus Buche gefräst. Die Thermoplaste muss vor dem Aufleimen (Folienleim von Laukhuff) mit dem Heißluftfön weich gemacht werden. Dazu benötigen Sie ein Gegenmodell mit entsprechend angepassten Radien zum Pressen. Die Plaste muss bis zum erkalten des Materials in der Form gepresst bleiben. Die Temperatur für das Anwärmen muss empirisch ermittelt werden, da die verschiedenen Farben unterschiedlich auf Wärme reagieren. Nach dem Erkalten können die Beläge auf die Grundkörper geleimt werden und nach dem Aushärten des Leims geschliffen werden. Eine besondere Herausforderung sind die zweifarbigen Wippen. Das Ganze ist ein teurer Spaß. Je Wippe braucht man gerne 2 Stunden zuzüglich Gravur und Politur plus Einbau auf den Schalter. (I.B.)