zwei Publikationen: Marktkirche Wiesbaden & Wilder

Zwei frische Publikationen

über Walcker-Orgeln haben mich in letzter Zeit erreicht. Sehr schön und mit viel Zeitaufwand als Fotobuch "Walcker-Orgel van de Grote Kerk te Wildervank" gestaltete Liebeserklärung von Wim de Olde zeigt, wie man durch viel Fleiß schöne Orgelliteratur heute selbst erstellen kann. Dieses Buch ist in mehrfacher Hinsicht mustergültig. Sowohl in Sachen Orgelhistorie wie im Bereich der Orgeltechnik werden schön Zusammenhänge dargestellt. Von Mixturenzusammenstellung bis zur Pneumatik und vergleichbaren Orgeln der Gegend wird alles geoffenbart. 80 Seiten Die "150 Jahre Marktkirchenorgel Wiesbaden" zeigen vor allem die Irrungen und Verwirrungen der deutschen Aufarbeitung von Orgelromantik. Wobei der Schwerpunkt auf den "Verwirrungen" zu liegen kommt.
Die Firma Oberlinger war in den 1960er Jahren berüchtigt für ihren Brachialstil in der Behandlung feiner Orgelgestaltungen aus dem 19.JH. Und es verwundert um so mehr, gerade diese Firma herangezogen zu haben für "Max Regers wesentlichste Anregungen", wie Hermann J. Busch diese Orgel einst gepriesen hat. Kein Zweifel, die groteske Fehlbesetzung durch Oberlinger war mit dem Hintergedanken bestückt, gar nie mehr auf die Wurzeln der Deutschen Romantik zurückkommen zu wollen, sondern populistisch dem Allerweltstrend eines deutsch-französischem Transvestiten-Golems die Tore zu öffnen. Um so mehr verwundert es bei den Vorworten vom Kirchenpräsidenten Volker Jung bis Bundesministerin Dr. Schröder von einer "Walcker-Orgel" munkeln zu hören.
Das Kirchenvolk lässt sich also nicht nur im Wahlkampf verdummen, sondern wird mit historischen Wertungen manipuliert, die wir heute nur noch als massives Lügengespinst entlarven können. Ich denke Frau Ministerin Schröder hat in diesem Grusswort ein wesentliches Element der zwischenmenschlichen Kommunikation herauskristallisiert. Auch Nietzsche hat mehr von der Musik als von der Sprache gehalten, indem er dichtete: "Sie hätte singen sollen, diese neue Seele, nicht reden...". Diese Erkenntnis, so ganz am Rande, den Politikern ins Stammbuch geschrieben: "singt Brüder(le)!, singt !!" gewalcker@t-online.de