Vita Kalnciema, Walcker-Orgel in Riga

spielt Werke von Kalnins, Medins, Barisons, u.a.

Vertrieb Label: Jahr: Medium
E-mail & Bestelladresse: manscd@yahoo.com Produzent Aivars   2003 CD

1 Alfreds Kalnins (1879-1951) Fantazija g moll 8:47
2 Alfreds Kalnins (1879-1951) Pastorale H dur 5:55
3 Jäzeps Medinš (1877-1947) Prelüdija Nr 1 fis moll 4:29
4 Péteris Barisons (1904-1947) Lügŝana, The Prayer 11:14
5 Tälivaldis Keninŝ (1919) Indroduktion über den Choral "Oh Herr" 3:26
6 '' Pastorale 5:01
7 '' Toccata 3:37
8 Péteris Vasks (1946) Te Deum (1991) 11:34
9 Aivars Kaléjs (1951) Per aspera ad astra (1989) 11:12
10 Rihards Dubra (1954) Sehnsucht nach den Ewigen Hügeln 9:44

Aus den Goldschätzen der Lettischen Orgelmusik

Aus den Gold Schätzen der Lettischen Orgel-Musik

Vita Kalnciema spielt auf der Walcker-Orgel in Riga
eine der schönsten OrgelCD's, die ich je gehört habe, die weit über alle Französeleien hinaus deutet auf eine Musik jenseits der gehörten Melodien, und dabei anknüpft an die deutsche Orgelromantik vor dem I. Weltkrieg, auf der richtigen Orgel gespielt, von der richtigen Künstlerin gespielt, die sich so vollkommen mit der Orgel und der Komposition identifiziert, die so vollkommen Orgelmusik in diese CD hineinlebt, wie man es selten über dieses Medium überhaupt je bekommen kann.

Wer Romantik hören will, die noch lebendig ist und noch weiter fühlt, der kommt an dieser CD nicht vorbei.

Virtuos und grandios.

Allein die Toccata von Keninŝ kann man hunderte Male hören - eine Cd die wieder Hoffnung gibt!!

Dazu kommt aber noch Vasks mit "Te Deum", was eine Offenbarung ist, ein ungeheurer Zauber, eine Enthüllung von makelloser schöner Musik, ein Orgelgebet in höchster Auflösung. Wer nach diesem Lied nicht glaubt, der glaubt nimmermehr.

habe ich je vorher tiefergehende Orgelmusik gehört? ich fürchte nein gwm 30.9.05

Vox humana Nr.25 - Mai 2006

Vox humana Nr.25 - Mai 2006

CD-Rezension

Vita Kalnciema

Aus dem goldenen Fond der lettischen Orgelmusik

In der Kirche Lettlands wurde schon bereits seit dem 15.-16. Jahrhundert Orgel gespielt. Die Entwicklung der lettischen Orgelmusik umfasst dagegen erst ungefähr ein Jahrhundert. Am Anfang füllte sich der Schatz der Orgelmusik nur ganz langsam, doch in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs das Interesse der Komponisten für die Königin der Instrumente sehr schnell. Heute würden auch 10 CDs nicht genügen, um die lettische Orgelmusik aufzunehmen. Die CD, welche von der lettischen Organistin Vita Kalnciema an der Walcker-Orgel in Riga eingespielt wurde ist daher nur eine Auswahl der gesamten lettischen Orgelmusik.

Alfreds Kalnins (1879-1951) arbeitete in Liepaja, wo zu jener Zeit auch eine viermanualige Orgel der Firma Walcker eingebaut wurde. Dieses Instrument und der romantische Musikstil haben ihn und seine Kompositionen geprägt. Die Farbenpracht der Walckerorgel kommt hervorragend im Pastorale zur Geltung. In der vorher erklingenden Fantasie in g-moll brilliert Vita Kalnciema sowohl mit ihrer Virtuosität als auch mit ihrer Musikalität. Ihre Interpretation des Präludium fis moll von Jazeps Medins (1877-1947) lasst das emotionale, zart registrierte Werk in einer ganz besonderen Verklartheit erscheinen. Das Gebet mit den Untertitel ,,Busse" und ,,Vergebung" von Peteris Barisons (1904-1947) ist sehr ergreifend gespielt: große Spannungsbogen unterstutzen das gewaltige Crescendo vom pianissimo Pedalsolo am Anfang bis hin zum lauten Flehen um Vergebung.

Zum Fond der lettischen Orgelmusik haben auch Komponisten beigetragen, die nach dem zweiten Weltkrieg ins Exil gegangen sind und in verschiedenen Staaten in der ganzen Welt ihre Tätigkeit fortgesetzt haben. Einer dieser Komponisten ist Talivaldis Kenins (1919), der in Kanada lebt. Sein Orgelstück Introduktion, Pastorale und Toccata" (über den lutherischen Choral ,,Schönster Herr Jesu" wurde im Jahre 1983 aus Anlass des 500-jahrigen Jubiläums von Martin Luther auf Anregung der lettischen lutherischen Exil-Gemeinde geschaffen. Das Werk basiert auf der französisch-romantischen Tradition, beschreitet harmonisch aber schon modernere Wege. Das Te Deum (1991) von Peteris Vasks (1946) ist ein helles, bezeugendes, diatonisch zentriertes Musikstiick, ein Lobgesang zum Schöpfer. Durch die ausdrucksvolle Spielweise Vita Kalnciemas kommt die starke Glaubenskraft voll zur Geltung.



Die lettische Orgelmusik hat sich einer großen geistlichen Tiefe verschrieben, welche vor allem in den Werken der 90er Jahre wieder stark zum Tragen kommt, da Lettland seine Unabhängigkeit wiedergewonnen hatte. Aivars Kalejs (1951), sowohl Komponist, als auch konzertierender Organist komponierte das Werk ,,Per aspera ad astra" (durch Dornen zu Sternen) im Gedenken an die nach Sibirien deportierten Kindern, die unschuldig gelitten und umgekommen sind. Die Emotions-Tonleiter dieser Komposition reicht von scheuer Unruhe, scharfem Dramatismus und schwarzer Verzweiflung bis zum Licht einer weißen Seele, das bis zur Ewigkeit sich erstreckt und mit dem Himmel zusammen schmilzt. Das moderne virtuose Werk ist nicht nur für, sondern auch aus der Orgel erschaffen: Registrierung, Spieltechnik und Komposition bilden eine Einheit. Der gedampfte lichtvolle Ausklang wird durch ein Abregistrieren von der 8'-Basis her bis zu den hohen Registern erzeugt.

Rihards Dubra (1964) legt seinen Kompositionen meist religiöse Thematiken zu Grunde, die teils direkt oder auch indirekt erscheinen. ,,Die Sehnsucht nach den ewigen Hügeln" ist ein Musikstuck, in dem eine zarte, intonativ kennzeichnende Phrase sich in eine gewaltige Herrlichkeit ausbreitet. Der große Crescendobogen wird durch Vita Kalnciemas Spiel zu einem eindrücklichen Erlebnis. Nicht nur in diesem Stück, sondern auf der ganzen CD überhaupt lässt Vita Kalnciema die Werke der lettischen Komponisten mit großer Perfektion und Musikalität zu einem ganz besonderen Hörgenuss werden. Bis ins Detail ausgearbeitetes Figurenwerk steht in Balance mit der symphonischen Größe. Es ist erstaunlich, wie die Stücke, trotz großer Akustik der Kirche, klar zu hören sind. Die Aufnahme bringt das breite Spektrum der Walcker-Orgel in Riga sehr gut zur Geltung. Die CD zeigt, dass die lettische Orgelmusik einen Schatz unter der internationalen Orgelsymphonik bereit halt, der hierzulande noch weitgehend unbekannt ist.

Bestellhinweise

in Sachen Riga, Domorgel - Vita Kalnciema: Sehr geehrter Herr Walcker, In ihrer Home Page erwähnen Sie, dass die CD von Vita Kalnciema / Walcker-Orgel im Dom zu Riga, kaum erhältlich sei, da der betreffende Verlag auf Bestellungen nicht reagiere.
Ich habe diese CD kürzlich gegen Vorausüberweisung (via E-banking) bestellt und auch erhalten: E-mail & Bestelladresse: manscd@yahoo.com Produzent Aivars Ginters & Ansprechsperson:
www.latvijasradio.lv (diese CD kann ich nur jedem begeisterten Orgelmusikhörer empfehlen!!