2500 Opus diabolo

Zusammenfassung

Für die "Stadt der Reichsparteitage" wurde auf Befehl von Adolf Hitler die Luitpoldhalle in Nürnberg 1935 zur "Kongresshalle" umgebaut. Diese Halle mit 180m Länge, 60m Breit und 25m Höhe sollte für 16.000 Sitzplätzen oder 30.000 Stehplätzen für Massenveranstaltungen Platz bieten.

Der Dirigent des Reichs-Symphonie-Orchesters, Franz Adam, hatte den Befehl Hitlers erhalten klangliche Aufführungen für Orchester und Massengesang vorzubereiten.
Dieser Franz Adam hielt eine Orgel für unbedingt notwendig, um die erforderliche klangliche und dynamische Steigerung der Aufführungen zu gewährleisten.
Daraus entstand der "Führerbefehl" innerhalb von 12 Tagen eine entsprechend große Orgel in Nürnberg aufzustellen.

Oscar Walcker, der zum Stellvertreter des "Führers" einbestellt wurde, widersprach, "das sei unmöglich" solch ein Instrument innerhalb von 12 Tagen zu montieren. Darauf der Stellvertreter des Führer und Reichsleiter Bormann "... das Wort unmöglich gäbe es für ihn nicht". Worauf Oscar Walcker einräumte, dass er gerade eine Orgel verpackt in Ludwigsburg stehen habe, die für Berlin bestimmt sei und die man hier in Nürnberg einbauen könnte. So geschah es auch - innerhalb von 12 Tagen erklang die Orgel, welche mit 3 Manualen und 50 Register für Berlin bestimmt war, im Nürnberger Parteitag von 1935.

Für den kommenden Parteitag 1936 wurde nun bei Walcker eine nach Plänen von Adam, Kissel und Oscar Walcker entworfene Orgel bestellt, die mit 220 Registern die größte Orgel Europas werden sollte. Diese Orgel, die als Opus 2500 auf unserer Internetseite dargestellt ist und von mir als Opus Diabolo bezeichnet wurde, konnte ebenfalls nur unter erheblichen Zeitdruck von 3 Monaten angefertigt und in der Kongresshalle in Nürnberg eingebaut werden.

Da in Deutschland bereits die Rüstungsindustrie auf Hochtouren lief, war es für den Orgelbauer nur unter Mithilfe der Nazibosse möglich das gewünschte "gute Material" für die Pfeifen aufzutreiben.
Beim Einbau in der Kongresshalle hat man recht schnell erkannt, dass die Orgel die Riesenhalle nur unter Mitwirkung von vielen Lautsprechern mit Klang füllen konnte. Auch der Platz vor der Kongresshalle, an dem die Massen klanglich bei ihrem Gesang unterstützt werden sollten, war unter lautsprecher-gestützte Orgelmusik zu hören.

Noch bis 1938 waren Orgelkonzerte von Eduard Kissel an der Orgel zu hören. Darunter waren Improvisationen wie "Ein Volk-ein Reich- ein Führer", "Unsere Fahne flattert uns voran" oder vaterländische Lieder wie "Der Gott, der Eisen wachsen ließ", die erahnen lassen auf welchem Niveau hier Orgelmusik dargebracht wurde.

Für den neugeplanten Bau eines weiteren riesigen Kongresshalle mit einer Grundfläche von 275x265m nach Vorbild eines römischen Kolosseums entwarf Oscar Walcker eine weitere Orgel mit 7 Manualen und rund 400 Register. Eigentlich wollte er die größte Orgel der Welt in Atlantic City übertreffen und aus eigener Hand ein paar weitere Register dazu bauen, aber der Weltkrieg, den Deutschland ab 1939 entfesselte, veränderte alle diese Pläne.

Bei einem Luftangriff vom 28. auf den 29.08.1942 wurde die Luitpoldhalle durch Brandbomben vollständig ausgebrannt und zerstört. Die Einbauten, Orgel, Fernsehanlage usw. sind restlos vernichtet worden.

OPUS DIABOLO Bilder+Zeitungsartikel aus 1936 ist neu zusammengestellt. Kann einfach durch die Pfeiltasten gesteuert werden. Für alle die in dieser Sache manches nicht richtig verstanden haben: Nicht für "den Fliegenschiss der Geschichte", noch weniger für AFDler, noch für sonstige "Zuspätgekommene" ist diese Erinnerung an dunkle Zeiten gedacht, sondern für die Aufarbeitung des Elends, das diese Diktatur über Deutschland gebracht hat, investieren wir Zeit in solche Dinge.

Opus diabolo 2500

Orgelabnahme 1936

vor staunender Parteiprominenz. Streck nimmt den Hut ab, als die Orgel erklingt, während der SS-Gruppenführer ihn aufbehält. Im Hintergrund Orgelbauer und Holzpfeifen mit Raster, die noch eingebaut werden müssen. Robert Ley blamiert sich.

Orgelabnahme 1936
vor staunender Parteiprominenz. Streck nimmt den Hut ab, als die Orgel erklingt, während der SS-Gruppenführer ihn aufbehält. Im Hintergrund Orgelbauer und Holzpfeifen mit Raster, die noch eingebaut werden müssen. Robert Ley blamiert sich.
Dieses historische Bild der Abnahme der Walcker-Orgel Opus 2500 (V/214 ep) Nürnberg-Reichsparteitag, im Oktober 1936 durch den Zweckverband der Reichsparteitage, begleitet eine amüsante Anekdote, die mir Heinz Wunderlich bei einem Besuch erzählte. Wunderlich selbst bekam sie von seinem Lehrer Straube zu hören. Und so kann man sich vorstellen, dass mitten im dunkelsten Naziterror herzlich und hinter vorgehaltener Hand von Organisten über das Kulturgehabe der primitiven Parteibonzen gelacht wurde.
Nun die Anekdote ist schnell erzählt: Als Ramin anfing, der Naziprominenz vorzuspielen und am Pedal erste Töne touchierte, dröhnte plötzlich Reichsleiter Dr. Robert Ley prustend: "Der spielt ja mit de Beene?!" und lacht dabei vergnüglich. Verschämte Stille.
Am 25.10.1945 entzog sich jener Robert Ley im eben besagten Nürnberg per Selbstmord der Verantwortung. Die Orgel war zu jener Zeit längst durch amerikanische Bombentreffer in Schutt und Asche verwandelt worden. Anekdote samt Bild blieb uns erhalten.