Elektropneumatik auf der VOD-Tagung in Karlsruhe

VOD-Arbeitstagung in Karlsruhe, "Elektropneumatik"

diese Grafik zeigt eine originale "elektropnneumatische Traktur" zu einer Hängebalglade. Neue Orgeln wurden praktisch nur in der Zeit von 1905-1915 mit diesem System von Walcker gebaut. Später hat man, um in der Terminologie Oscar Walckers zu bleiben, "elektrische" Orgeln gebaut, wo die pneumatische Ansteuerung der Windladen, wie hier, nicht mehr zur Diskussion stand.

Es war mir vergönnt dort ein Referat mit 41,5min Dauer zu halten, was meinen Weg am 30.Mai 2012 nach Karlsruhe führte. Punkt 9Uhr10 gings los.
Ein für mich wichtiges Kriterium dieses Vortrags war, die geschichtliche und technische Entwicklung bei der Firma Walcker über die 80 Jahre herauszuarbeiten und das Besondere darzustellen. Das ist bisher in der Firmengeschichte wenig beachtet worden: es war die Strategie Walckers von vorneherein seine pneumatischen Orgel so zu konzipieren, dass sie mit geringem Aufwand elektropneumatisiert werden konnten.
Von diesem "dramatischen Zeitalter 1900-1950" kann auch berichtet werden, dass es "elektropneumatisch" sehr viel hergab.
Es gibt nur die Zeit von 1905(München, Odeon) bis 1915 (Rotterdam, jetzt Doesburg) in der Walcker eindeutig "elektropneumatisch" baute und vor allem "pneumatische Riesen" auf elektropneumatisch umbaute. Nach dem Ersten Weltkrieg hat Walcker auf die elektrisch gesteuerte Orgel hingearbeitet, die ihren Höhepunkt in der Orgel im Palacio National, Barcelona fand mit 154/IV im Jahre 1929. Die elektrisch gesteuerte Orgel hat keine Pneumatik mehr vor der Windlade. Und diese Windladen waren ab dem Weltkrieg nur noch Taschenladen. Die Zwanziger Jahre waren aber auch geprägt von der Kinoorgel die am Ende, und das war 1930, auch als Mulitplexorgel gestaltet wurden und woraus sich die "Kleinorgeln Walcker", ein Gegenkonzept zu den nun aufkommenden Orgelpositiven, entwickelte. Von diesen rein elektrisch betriebenen, auf Kastenladen gefertigten Instrumenten, wurden rund 100 Stück hergestellt, was schließlich ab 1949 zu den Serienpositiven führte.
Mit der ersten elektrisch betriebenen großen Schleifladenorgel nach Stuttgart Villa Berg wurde die neue, "neobarocke" Welle eingeläutet. Aber es wurden auch bis 1961 elektrische Kegelladen in alle Welt gefertigt.
So weit der Grundtenor dieses Referats, das mit 20 Bilder und Zeichnungen ergänzt wurde.
Schön war es direkt im Anschluss meines Referats Paul Steinmeyer zur Elektropneumatik bei Steinmeyer zu hören und mit ihm einige Worte nach der Mittagspause wechseln zu können. In dem Vortrag von Andreas Saage, Firma Seifert, wurde der Zusammenhang zwischen Windladenform und Intonation angedeutet, was viele meiner Erfahrungen bestätigte.
Der "Fragen+Diskussionskurs" nach den ersten vier Beiträgen war allerdings mehr als ernüchternd. So der Beitrag eines Herrn S.-M.: "Ich habe da eine Frage wegen der Orgel in Mannheim, bei der ich vor 20 Jahren ein Konzert gegeben habe, das ganz großen Anklang fand und euphorisch beklatscht wurde, weil die Leute endlich diese Orgel richtig gehört haben ......(...)"soviel also zur Sachlichkeit.
Dass die Menschlichkeit auch dazu gehörte versteht sich von selbst.
Ein schöner und interessanter Gedankenaustausch mit Phillip Klais, Peter Mönch, Hans-Georg Vleugels, Markus Lenter, Michael G. Kaufmann und Martin Kares, rundeten meine Eindrücke ab, und so konnte ich direkt nach dem Mittagessen ins südliche Tübingen entschwinden.
Aus den Referaten der Orgelbauer wird voraussichtlich Herbst/Winter 2012 ein Buch "Elektropneumatik" herausgegeben, das wie das vorige "Restaurierung pneumatischer Orgeln" im Pape-Verlag erscheinen wird.

Vortrag gwm bei der VOD-Arbeitstagung in Karlsruhe