Das Tanaka Harmonium aus 1893
Vor ein paar Tagen kam ein Organist in unsere Werkstatt, der sich gerade in Ebay ein "Walcker-Harmonium", so um die Jahrhundertwende, gekauft hatte. Er wollte nun wissen, was es mit diesem Harmonium auf sich hat, das gebrochene Tasten aufweist und das auch sonst eine seltsame Erscheinungen darstellt. Dass er an der einzig richtigen Stelle war, denn niemand auf der Welt hat mehr Unterlagen über das berühmte "TANAKA HARMONIUM", um |
dass es sich hier handelte, als unsereiner, das hat der Mann sehr schnell begriffen. Bisher haben wir in dieser Sache zwei Fernsehteams aus Japan und einen Redakteur einer japan. Yellowpress in dieser Sache begrüßen dürfen. Vor 3 Monaten gar war ein Nachfahre des berühmten Shōhei Tanaka hier. Hier ein paar Hinweise auf ein kleine-große-Berühmtheit der Musikinstrumentengeschichte. (gwm) Feb 2013 |
Die reingestimmte Orgel
Die hier ausgeführten Erläuterungen zeigen das Prinzip der Tanaka'schen Erfindung aus dem Jahre 1893:
....ist ein Versuch, die vollkommen reine Harmonie im Unterschied von der temperierten Stimmung der Tasteninstrumente (Orgel, Harmonium, Klavier) auf einem brauchbaren Instrument zur Darstellung zu bringen. Die Terzen und Sexten der gewöhnlichen Stimmung sind viel zu hoch und deshalb dem Ohr unangenehm; auch die Quinten sind unrein. Bei diesem Instrument aber ist die Reinheit vollkommen durchgeführt.Sämtliche Musikstücke werden in C Dur und a Moll gespielt, und zwar werden nur die weißen und die hinteren schwarzen Tasten benutzt. Die Abweichungen davon werden durch einen Strich vor den Noten angezeigt, wenn statt der weißen die links zunächst liegenden schwarzen und statt der hinteren schwarzen die davor liegenden schwarzen Tasten zu drücken sind. Ein Ringchen hebt den Strich im betreffenden Takt auf.
Durch das Spiel in C Dur ist aber nicht die Tonhöhe für alle Stucke festgelegt, vielmehr kann durch Verschiebung der neben der Klaviatur liegenden Scheibe jede gewünschte Tonhöhe eingestellt werden. Diese Anordnung ermöglicht, die übliche Klaviatur zu benutzen. Es sind, wie die Figur zeigt, nur die schwarzen Tasten in 2 und 3 Teile geteilt und zwischen h, c, e und f kleine Tasten eingefügt. Während bei der temperierten Stimmung die Oktav in 12 gleiche Teile oder Halbtöne und Tasten zerlegt ist, sind es hier 40 Pfeifen in einer Oktave. Die enharmonische Verwechslung der hinteren Tasten (von fis nach ges u. s. w.) geschieht durch einen unterhalb der Tasten angebrachten Druckknopf.
Der praktische Wert dieser Orgel (Harmonium) besteht nicht etwa nur in ihrer Benutzung zu musiktheoretischen Unterrichtszwecken, sondern in erster Linie zur
Einstudierung von Gesangschören und Sologesängen und zur Begleitung von solchen und von Streichinstrumenten.
vom höchsten Adel geadelt
Wilhelm Deutscher Kaiser und König von Preussen Berlin 15.4.1890 Ich halte das Harmonium für eine der bedeutendsten Erfindungen unseres Jahrhunderts und für epochemachend auf dem Gebiet der Tonkunst Auguste Victoria Kaiserin und Königin Obiger Ausdruck Seiner Majestät des Kaisers und Königs bezieht sich auf das Instrument mit reiner Stimmung "Enharmonium" genannt, Erfindung des Dr. Shohé Tanaka Berlin, den 30.April 1890 Ober-Hofmarschall-Amt Seiner Majestät des Kaisers und Königs von Liebenach |
|
Ich habe mit grösstem Interesse die von Herr Dr. Shohé Tanaka erfundene, in der Orgelfabrik von Walcker dahin erbaute enharmonische Orgel besichtigt und mich an dem wunder- baren neu erschlossenen Wohlklang erfreut. Dem Erfinder und seiner geist- vollen Erfindung wünsche ich weitere Verbreitung derselben. Wilhelm König von Württemberg Charlotte Königin von Württemberg Ludwigsburg 1.Okt.1892 |
|
Der heutige Besuch von Prof. Tasuku Tanaka, einem Enkel des berühmten Shohé Tanaka, bei uns in Saarbrücken in der Werkstatt, brachte uns neben geselligen Beisammensein, die beiden oben gezeigten Dokumente aus 1890 und 1892. Weitere Info über das TANAKA HARMONIUM |
Interessant und auch für unsere Betrachtungen neu ist die Information, die das letzte Dokument bringt, dass König und Königin von Württemberg im Jahr 1892 unsere Orgelfabrik in Ludwigsburg besichtigten. Auffällig ist, wie der damalige Adel sich emphatisch für die Sache des "Harmoniums" begeisterte. Man stelle sich nur heutige Politiker vor. |