Wasserorgel oder antike Orgel?

Römische oder griechische Orgel = Wasserorgel?

Vor einigen Tagen habe ich anlässlich eines Telefonats mit einem Organisten erfahren, dass oft ein vollkommenes Mißverständnis in Sachen "antike Orgel" und "Wasserorgel" bei manchen Orgelfreunden vorzuliegen scheint. Das Thema wollen wir hier deshalb kurz beleuchten.
Die antike Orgel ist, wie die Orgel in Aquincum, in der Regel ein recht kleines Instrument mit rund 4 x 13 Pfeifen (3 gedeckte Register und 1 offenes Register vorne an den Tasten) das die griechische Musiktheorie reflektiert und das mit unterschiedlichen Winderzeuger- bzw. Ausgleichsystemen betrieben wurde. Das bekannteste System ist das des Wasserdrucks, weswegen solche Orgeln "Hydraulos" (vom griech. hydor=Wasser) abgeleitet wurden.
Es gibt mehrere Theorien, ob die Aquincum-Orgel eine Hydra (Hydraulos) war oder mit Bälgen (dann würde das Instrument unter der Bezeichnung "Aulos" rangieren) betrieben wurde, weil eben keinerlei Bronce-Eisen-Teile des Wasserdruck-Mechanismus gefunden wurde, während der Spielapparat, ebenfalls aus Metall, komplett erhalten war.
Wir können davon ausgehen, dass das Wasser, welches zum Druckausgleich in einen Kessel eingeführt wurde, keinerlei Berührung mit der Holzverkleidung hatte, weil es sich schließlich nur in diesem Kessel minimal durch den erzeugten Druck bewegte. Das ist auf der ersten Funktionszeichnung recht gut erkennbar. Das Wasser dient hier, ähnlich den Gewichten auf den Magazinbälgen als Last, die den Wind hoch zur Windlade drückt. Die Höhe des Wassers bestimmt gleichzeitig den Winddruck. Überdruck wird hier in Form von Blasen durch das Wasser entlastet. (gwm)

Funktionsweise einer Wasserorgel

Funktionsschema nach Prof.Friedrich Klinger Abbildung nach Herons von Alexandria
an dieser von Prof.Klinger gefertigten Skizze erkennt man hervorragend die Funktionsweise des Druckausgleiches durch das Wasser. Die Höhe des Wassers, rund 70mm ergibt den Winddruck in mmWS. Überschüsssiger Winddruck wird als Blasen durch das Wasser entlastet. Im Gegensatz zum Bälgetreten ist hier bei recht geringer Windentnahme mit wenig Betätigungsaufwand guter Druckausgleich durch das Wasser gewährleistet. Bei Herons Wasserorgel (auch bei Ktesibios) kommt nur ein Kolbenzylinder vor, während Vitruv (und allen mir bekannten Abbildungen) zwei benannt werden. Auch das in der vorigen Skizze benannte "Rückschlagventil" fehlt hier. Die Funktionsweise aber geht klar aus der Abbildung hervor und ergänzt das erste Bild.